Renate Frank am 13. September 2018

Sonnenuhr für St. Märgen

St. Märgen im Schwarzwald ist ein beliebter Erholungsort, ist Wallfahrtsort und außerdem bekannt für die Schwarzwälder Kaltblutpferdezucht. Die Anfänge der Siedlung gehen auf eine Klostergründung im Jahre 1118 zurück, und so feiert die Gemeinde 2018 zwölf Monate lang ihr neunhundertjähriges Bestehen. Festgottesdienste, Konzerte, Schauspiel und eine Ausstellung bereichern das Jahr. Im Rahmen dieses Jubiläums haben private Spender eine Sonnenuhr gestiftet. Vorgestellt wurde die Uhr während des Pfarrfestes am Sonntag, den 12. August 2018, eine Einführung gab Diplomingenieur Adolf Peitz. Sonnenuhren-Interessierten ist Herr Peitz als Autor und Mit-Autor von Büchern im Callwey-Verlag bekannt. Er hat viele Jahre an der Freiburger Meisterschule für Bildhauer und Steinmetze unterrichtet und zahlreichen angehenden Meistern die Kenntnisse zur Herstellung von Sonnenuhren vermittelt. Einer der Absolventen der Schule ist der Steinmetz- und Steinbildhauermeister Thomas Simon, der die neue vertikale Sonnenuhr geschaffen hat. Sie schmückt an der Pfarrkirche die Südwand der Sakristei. Auf einer Sandsteinplatte ist am Zifferblatt in Stundenintervallen Wahre Ortszeit von 6 – 18 Uhr abzulesen. In den vier Ecken sind die vier Kirchen auf St. Märgener Gemarkung stilisiert dargestellt: rechts unten über dem Jubiläumsdatum die ehemalige Klosterkirche und heutige Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt , von da im Gegenuhrzeigersinn: die Wallfahrtskirche zum heiligen Judas Thaddäus (Ohmenkapelle)- die St. Wolfgangskapelle auf dem Thurner – die Rosenkranzkapelle in der Glashütte.

An der Kirchenwand wurde unterhalb der Sonnenuhr eine Info-Tafel mit folgendem Text angebracht:

„Aus Anlass der 900-Jahr-Feier Sankt Märgens 2018 stifteten Sankt Märgener Bürger diese neue Sonnenuhr an der Sakristeiwand. Bis zum Kirchenbrand 1907 gab es bereits eine aufgemalte Sonnenuhr an der Südfassade der Josefskapelle.

Eine Sonnenuhr war früher die einzige Möglichkeit die Uhrzeit genau festzulegen bzw. zu kontrollieren, denn die Räderuhren hatten keine hohe Ganggenauigkeit. Deshalb war auch in der Regel an jedem Gebäude mit einer Turmuhr eine Sonnenuhr angebracht. Die Sonnenzeit wurde dem Menschen, der die Turmuhr justierte, zugerufen. Die Glocken teilten dann wiederum den Menschen im Umland die Uhrzeit mit und diese wurde von Hofkapelle zu Hofkapelle weitergetragen.

Die neue Sonnenuhr zeigt die sogenannte »Wahre Ortszeit« an. Das heißt, wenn die Sonne mittags am höchsten steht, zeigt der Schatten 12 Uhr an. Sankt Märgen liegt auf dem 8. östlichen Breitengrad und damit weicht die angezeigte Zeit um etwa 28 Minuten von der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) ab. 

Erst am 1. April 1893 wurde die MEZ in Deutschland als Einheitszeit fürs ganze Land festgelegt. Grund für die Einheitszeit war die Vernetzung durch die Eisenbahn und die Notwendigkeit einheitlicher Fahrpläne. Die MEZ richtet sich nach der wahren Ortszeit auf dem 15. östlichen Breitengrad. Das entspricht der Stadt Görlitz, damals in der Mitte des Landes und heute die östlichste Stadt Deutschlands. Bei der neuen Sonnenuhr handelt es sich um eine vertikale Süduhr. Das Zifferblatt ist senkrecht, ebenso wie der Schatten auf 12 Uhr und exakt nach Süden ausgerichtet. Nur an zwei Tagen, zur Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr und im Herbst, kann das gesamte Zifferblatt ausgenutzt werden. Im Sommerhalbjahr verschattet das Gebäude während der Morgen- und Abendzeiten die Uhr und im Winter sind die Tage schlicht zu kurz, um die vollen zwölf Stunden anzuzeigen.“ Die Sonnenuhr hat die DGC-Nummer 18175.

Sonnenuhr für St. Märgen

 

 

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