Die Sonnenuhr in Andechs

schmückt das Titelbild der „Mitteilungen Nr. 165 der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie“. Die Abbildung hat bei mir Erinnerungen ausgelöst.

Die Wandsonnenuhr (N47°97‘/O11°18‘)am Turm der Klosterkirche wurde vermutlich im 18. Jahrhundert geschaffen und inzwischen mehrfach restauriert. Das rechteckige Zifferblatt wird an beiden Seitenrändern von den zwölf Tierkreiszeichen eingerahmt, auf der freien Innenfläche sind Gestirne verstreut. Die Zeitanzeige reicht in Halbstundenintervallen von VI Uhr am Morgen bis IV Uhr am Nachmittag. Im Mittelpunkt sind ein Skelett und ein Engel dargestellt: Sinnbilder des Todes und des Begleiters zu neuem Leben. Der eindringliche Spruch sagt „UNA EX HISCE MORIERIS“ („In einer aus diesen (Stunden) wirst du sterben“).

Wer Andechs hört, dem fallen vielleicht der Biergarten und das gute Bier ein. Aber Andechs ist mehr, es ist Benediktinerkloster und Bayerns ältester und - neben Altötting - wichtigster Wallfahrtsort. Wallfahrten sind seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen. Das Kloster existiert seit dem 15. Jahrhundert, – mit einer kurzen Unterbrechung im 19. Jahrhundert. Ehe die Mönche hier lebten, siedelten die Grafen von Andechs auf dem Berg. Gräfin Hedwig von Andechs (1174 - 1243) wurde zwölfjährig mit  Herzog Heinrich I. von Schlesien verheiratet. Sie führte ein vorbildliches Leben, wurde heiliggesprochen und wurde die Patronin von Schlesien. Eine Reliquie von ihr wird in der Klosterkirche von Andechs verehrt. Vor allem in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg pilgerten viele Schlesier- so auch ich - in Wallfahrten zum Geburtsort ihrer Schutzheiligen. Bei diesen Treffen kam es manchmal vor, dass sich  Verschollen- oder gar Totgeglaubte wieder fanden.

In der Schmerzhaften Kapelle der Klosterkirche ist Carl Orff (1895 – 1982) bestattet. So löst Andechs bei mir nicht zuletzt auch Erinnerungen an die Carmina Burana und andere Orffsche Werke aus.