Willy Bachmann am 31. Januar 2023

 Willy Bachmann)

Foto: Willy Bachmann

Lesen Sie den interessanten Bericht (PDF mit vielen Bildern) über eine außergewöhnliche barocke Sternsonnenuhr aus dem Jahr 1735. Als Schattenwerfer für die 50 Zifferblätter dienen ausschließlich erdachsparallele Kanten, die ihre Schatten auf die horizontal, vertikal, äquatorial und polar ausgerichteten Zifferblätter werfen.

Spannend erzählt der Autor von der stressigen Onlineversteigerung in Coronazeiten, dem abenteuerlichen Transport, die sorgfältige Säuberung und die aufwändige Aufstellung des historischen Vielflächners im eigenen Garten.

Die Sternsonnenuhr mit dem Initial "A", Teil 1 von Willy Bachmann

Kommentare

Lieber Willy:

In Gegenteil zu fast allen anderen Blog-Artikeln ist dies hier eine Geschichte über die Sonnenuhr. Daher versuche ich in deiner „Sonnenuhr-story“ - ähnlich einem Literaturkritiker- die menschlichen Aspekte etwas poetisch zu beleuchten.  (natürlich ist nicht alles ernst gemeint!)

Der Abschnitt „E“  „Ein abenteuerlicher Transport“-erinnert ich mich an eine Zigarettenwerbung aus längst vergangenen Tagen:  „ICH GEH´ MEILENWEIT FÜR CAMEL  FILTER“, sagte damals „der Cowboy mit der durchlöcherten Stiefelsohle“. Welche Beweggründe haben Menschen, denen für eine Sache „kein Weg zu weit ist?   Nun, bei dem Raucher ist es wohl die Nikotinsucht, bei dir eine massive Infektion mit dem „Sonnenuhrenvirus“.

In der Regel „erleiden“ dabei die Mitglieder der SU-Gemeinde nur schwache „Krankheitsverläufe“. Dann besuchen sie die SU-Tagungen, fachsimpeln über gnomonische Details, oder bauen eigene Modelle. Doch in schweren Fällen kann es geschehen, dass man von einer bestimmten Sonnenuhr so angetan ist, dass man sie unbedingt besitzen möchte. Diesen Zustand hattest du wohl erreicht, was u. A. in der Überschrift: „Träumereien in den 1990er Jahren“ zum Ausdruck kommt.

Im Klartext: 

„Offensichtlich hattest du dich „gewissermaßen“, in dieses „steinerne Geschöpf“ verliebt!“

Vielleicht ähnelt deshalb dein Artikel einem spannenden (Liebes-) Roman(?)

Und dann geschieht, -wie in solcher Literatur üblich- zunächst einmal:  NICHTS!

Sprich:  keinerlei Lebenszeichen!  (das macht die Sache spannend!)

Der Hauptdarsteller hofft und bangt, bis sich schließlich eine gewisse Resignation einstellt.

So vergehen die Jahre bis:  Ja, bis nach einem ¼ Jahrhundert! „aus heiterem Himmel“ das Schicksal zuschlägt:  (Dornröschen musste bekanntlich ein volles Jahrhundert warten, bis ihr Prinz kam!)- Doch deine Geschichte ist bekanntlich kein Märchen!.

An einem Frühlingstag 2020 erhältst du eine Nachricht mit dem Bild „deiner“ Sonnenuhr. -Na prima! Dass aber das gute Stück schon in wenigen Tagen versteigert werden soll, um dann vielleicht erneut (für immer?) zu verschwinden, das ist „förmlich unfassbar“ – welche Tragik!

Ja, Das Leben schreibt manchmal schon recht „eigenartige Drehbücher“!

Was ist also zu tun?  Klarer Fall: Die Sonnenuhr muss gerettet werden; schnelles Handeln ist angesagt!  Erster Schritt: Eine Besichtigung-, besser noch, eine gründliche Überprüfung des angebotenen Objekts.  Logisch:  Wer kauft schon für ca. 3000 Euro eine „Katze im Sack?“

Doch so einfach ist das nicht!

(Damit wäre die Story hier schon fast am Ende – „das „geht gar nicht““!)

Nein, die „zwei Königskinder“ können (noch) nicht zusammenkommen! Ihnen steht zwar keine befestigte Burgmauer im Weg, sondern die Vorsichtsmaßnahmen vor einem winzigen Virus!  

(Ihr wisst ja welches…).

Was macht also der verzweifelte Held? Er sucht Hilfe bei einem weisen Vertrauten!

Ihm schildert er die Situation, und zeigt ihm ein Bild der begehrten Schönheit.

Nach kurzem Überlegen sagt dann Prof. Dr. Aulenbacher:

An diesem Schätzchen ist nichts Falsches! – das ist ein Original!“

Na GOTT SEI DANK!   - große Erleichterung. Damit steht dem telefonischen Mitbieten auf der Versteigerung im fernen Stuttgart nichts mehr entgegen.   Außer der „Kleinigkeit“, dass die Auktion schon am nächsten Tag stattfindet, die Frist zum Einreichen der Bieterdokumente längst abgelaufen ist, und der Geplagte keinerlei Erfahrung mit solchen Vorgängen hat

Spannender kann man die Lage, wirklich nicht mehr beschreiben!

Der mitfühlende Leser bangt und zittert hier förmlich mit!

Doch: Darf unser Held jetzt aufgeben?  Nein, auf keinen Fall!!

Er ist ein Kämpfertyp, der selbst in dieser aussichtslosen Situation „die Flinte nicht gleich ins Korn wirft“, - er versucht einfach alles!

Und – um es kurz zu machen- das Glück ist auf der Seite des Tüchtigen!

Sein Einsatz wird belohnt, und die 300Jahre alte Sonnenuhr wird sein Eigentum.!

Wahrscheinlich wird sich hier die gesamte Sonnenuhrengemeinde meinem  HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!  anschließen!!! 

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Das nächste Kapitel – „der Transport in Richtung Norden“ ist beim Lesen zwar nicht so spannend, -war aber auf der Straße gewiss recht abenteuerlich! …Wohlbehalten zu Hause angekommen:

Sowohl die Säuberungs- wie auch Reparaturarbeiten verdienen hohen Respekt! Solche zeitintensiven Maßnahmen von einem Handwerker erledigen zu lassen ist heute „schlicht“ unbezahlbar. Zudem verbietet sich hier ein grober Maschineneinsatz, so dass nur die liebevolle Reinigung durch einen Hobbyisten zur schonenden Restauration führt. – Und dies ist dir offensichtlich sehr gut gelungen!  – (einschließlich der gnomonisch korrekten Ausrichtung und einem schönen Wetterschutz-häuschen für den Winter!)                    Sehr gut- ALLES BESTENS!

Damit hat hier die Geschichte ein happy End , und der Leser ist glücklich!!

Diese Sternsonnenuhr ist eine kunstvolle „Spielerei des Barock“, die in mühsamer Handarbeit! 55 Jahre vor der französischen Revolution erschaffen wurde.

Unter dem kunsthistorischen Gesichtspunkt sollte man sich die Frage ersparen, wozu diese Uhr 50 Zifferblätter benötigt, wenn doch ein einziges Boden-zifferblatt für eine ganztägige Zeitanzeige ausgereicht hätte…

Möge dieses 300 Jahre alte Unikat euch weiterhin viel Freude bereiten.

Zusammengefasst:

Einfach TOLL! Sowohl die Uhr wie auch ihre spannende Geschichte!

Gruß

Harald Grenzhäuser

Lieber Harald!

Du hast Dich offenbar genauso tief mit dieser Geschichte befasst wie ich. Danke für die köstlichen prosaischen Assoziationen!

Ja, ich muss betonen, dass ich die Geschichte   u m   die Sonnenuhr berichten wollte, und nicht eine   B e s c h r e i b u n g   der Uhr. Wie in meinem Blogbeitrag angekündigt, wird ein zweiter vielleicht weniger spannender als mehr sachlicher Teil hier noch folgen. Da wird es eher mathematisch zugehen mit den Gedanken zur Erstellung einer Replik dieses komplexen geometrisch-gnomonischen Objekts und dem Lösungsverfahren zu deren Realisierung.

Mit gnomonischen Grüßen
Willy Bachmann

Lieber Willy,

 mit großem Interesse habe ich Deinen Blogbeitrag über den Erwerb, den Transport und die Restauration dieser barocken SU gelesen. Neben diesem faszinierenden Vielflächner hat mich ebenso Dein Improvisationstalent und die Beschreibung dieser sehr spannenden Geschichte tief beeindruckt. Großes Kompliment Dir und auch Deiner lieben Frau, die all die Überraschungen mitaushalten musste. Aber letztlich zählt das Ergebnis: Ihr besitzt nun ein wirkliches Prachtstück einer historischen Sonnenuhr.

 Zu dem Initial „A“ sei noch die Frage angemerkt, ob dies nicht primär ein „Kantenelement“ sein könnte und dabei zufällig diese Buchstabenform entstand?

 Zum Transport noch eine Anmerkung, die Du mir hoffentlich nicht übelnimmst: Der abgebildete PKW ist eine Mercedes-Benz E-Klasse. Dieses Fahrzeug hat ein Leergewicht von 1570 kg, das zulässige Gesamtgewicht 2105 kg, die max. Zuladung 535 kg. Das Gewicht des zu transportierenden Postaments mit SU entspricht allein schon dieser Zuladung, ohne Euer Gewicht, das der Transportlafette u. a. Euer PKW war also total überladen. Ihr habt richtiges Glück gehabt.

 Herzliche Grüße aus Gaggenau

Manfred Reufsteck

Lieber Manfred,

es ist eine große Freude, von Dir zu meinem Beitrag zu hören! Vielen Dank für Deine Meinung und Frage, worauf ich nun sofort eingehen möchte.

Zur Beruhigung: Alles war eher ein entspannter kleiner „Abenteuerurlaub“, der insbesondere meiner Frau sehr gut gefallen hat. Wir waren ja gut vorbereitet, wie Du gelesen hast ...

Natürlich ist das „A“ ein Kantenelement, aber nicht nur. Du magst bitte mit der bekannten Sonnenuhr von Friedrich Wilhelm von Preußen im Schlosspark Sanssouci in Potsdam vergleichen. Diese „Schwestersonnenuhr“ trägt anstelle des „A“ die Initialen „FW“ für Friedrich Wilhelm. Das Initial „A“ auf meiner Sonnenuhr konnte ich aber noch nicht deuten. Es ist sicherlich nicht zufällig und hängt mit dem ursprünglichen Besitzer zusammen, dem die Uhr vermutlich gewidmet war. Beide Sonnenuhren entstanden ungefähr zur gleichen Zeit: meine 1735, die von Friedrich Wilhelm 5 Jahre später, 1740. Vielleicht sogar vom selben Steinmetz oder aus der gleichen Werkstatt. Wenn man die Buchstabenform des „W“ mit dem „A“ (dann auf den Kopf gestellt) vergleicht, dann ist das sehr ähnlich.  

Wenn ich weiter recherchiert habe, dann will ich in dem angekündigten zweiten Teil des Blogs auch das Ergebnis meiner Recherchen mitteilen. Aber da fehlt noch viel Zeit und Arbeit dafür ...

Ja, beim Transport war mir bewußt: Der W210 (Baujahr 1999) war total überladen, um mindestens 300 kg. Ich war aber zuversichtlich, daß die weltbekannte Firma ein Qualitätsauto hergestellt hat, das auch 15% Toleranz nach oben hat ...   Auf der 400-km-Fahrt nach Hause stand der Mercedes-Stern aus Sicht des Fahrers vorne ziemlich hoch über dem Horizont! Angehalten hat uns keiner, es war ja Corona, und da war man wohl eher zurückhaltend.

Herzliche Grüße vom Niederrhein
Willy Bachmann

Lieber Willy,

 vielen Dank für Deine überzeugende Antwort. Du hast natürlich völlig recht, dass dieses „A“ zunächst eine persönliche Aussage hat und dann mit einer Detail-SU verwoben wurde. Nachdem der Vorname Deiner lieben Frau mit „A“ beginnt, hat dieses Kantenelement natürlich für die Bachmanns noch eine andere, viel größere Bedeutung. Es ist die Krone dieser Sonnenuhr! Herzliche Gratulation an Anne!

 Auch Deine Zuversicht und Dein Vertrauen in das Qualitätsniveau der Firma mit dem Stern teile ich voll und ganz; schließlich habe ich dort mein ganzes Arbeitsleben verbracht.

Nur – und das hat mich sehr beschäftigt – wie hätte sich Euer Abenteuer gesteigert, wäre eine Verkehrskontrolle dazwischengekommen. Das fällige Bußgeld wäre noch ohne größere Bedeutung gewesen. Aber Ihr hättet nach meinen Erfahrungen mit dieser schweren Fracht keinen Meter weiterfahren dürfen. Also ein Zweitfahrzeug für die Teilung der Fracht organisieren, möglicherweise Zwischenübernachtung, rasanter Anstieg der Transportkosten usw.

Herzliche Grüße

Manfred Reufsteck

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