Carlo Heller am 20. Juli 2014

Das neuste Modell des Sonnenuhrkontrukteurs Klaus Heinecke ist eine analematische Sonnenuhr. Diese ungewöhnliche Sonnenuhrbauart, die man häufiger als Bodensonnenuhr vorfindet, hat - im Gegensatz zu dem zum Himmelspol weisenden Polstab - einen senkrechten Schattenwerfer. Bei der Bodensonnenuhr ist dies ein aufrecht stehender Mensch, Heineckes analematische Sonnenuhr besitzt einen feinen Stahlstab. Dieser wird dem Datum entsprechend eingestellt. Der Schatten zeigt die wahre Ortszeit von Friedrichsdorf an.

Einige Besonderheiten, die speziell durch die horizontale Bauweise mit dem senkrechten Schattenwerfer möglich werden, zeigt das folgende Bild: Die rote kreisförmige Markierung bietet die Möglichkeit, den Zeitpunkt und die Himmelsrichtung (Azimut) des Sonnenaufgangs in Abhängigkeit vom Datum zu bestimmen. Dazu muss lediglich eine gedachte Linie vom Schattenwerfer über den roten Punkt zu den beiden Skalen (Azimut und wahre Ortszeit) gezogen werden. Westlich des Schattenwerfers findet man die gleiche Markierung für den Sonnenuntergang. Die mitteleuropäische Zeit lässt sich mit Hilfe einer Tabelle aus der abgelesenen wahren Ortszeit bestimmen. Die Tabellenwerte sind aus der Ortszeitdifferenz abzüglich der Zeitgleichung berechnet. Hervorragend verarbeitet und mit präzisen, "handgerechneten" Skalen ausgestattet, ist die analematische Sonnenuhr von Klaus Heinecke ein außergewöhnliches Instrument, das die gnomonische Vielfalt dieser Sonnenuhr aufzeigt.

Kommentare

Lieber Herr Dr. Heller,

vielen Dank für den allgemeinverständlichen Beitrag meiner Analemmatischen Sonnenuhr. Die fachkundigen Erklärungen aller Einzelheiten und kleiner Besonderheiten sind, auch für noch nicht so versierte Sonnenuhreninteressenten, sehr verständlich. Wer könnte es besser beschreiben als Sie! Mit der Bodensonnenuhr in Freiburg, Tagung 2011, hat mich der Gedanke nicht mehr losgelassen, so eine Ptolemäus'sche Sonnenuhr zu bauen.

Viele Grüße
Klaus G. Heinecke

Lieber Herr Dr. Heller,

diese Sonnenuhr ist ein sehr interessantes Instrumentarium mit vielen außergewöhnlichen Details. Mich würde noch interessieren, wie groß das Ziffernblatt dieser Uhr ist und ob sie auch wetterfest ist. Außerdem würde es mich noch interessieren, ob man eine solche Sonnenuhr auch als MESZ-Sonnenuhr konstruieren kann.

Viele Grüße aus Nürnberg
Bastian Güttler

Sehr geehrter Herr Dr. Güttler,

in Beantwortung Ihrer Fragen im Helios-Blog zu der Analemmatischen Sonnenuhr möchte ich gerne Stellung nehmen und freue mich über Ihr Interesse.

Maße der Ellipse (Stundenpunkte-WOZ):
Große Halbachse - Achsenschnittpunkt / 6h (18h) - 235,00 mm.
Kleine Halbachse - Achsenschnittpunkt / 12h - 180,74 mm; bezogen auf 50° 16' N.

Das Zifferblatt ist absolut wetterfest; hitze- und feuchtigkeitsbeständig.
Es wurde auf einem 3mm Aluminium-Verbundmaterial (Handelsname Alu Dibond) aufgedruckt.
Mit diesem Verfahren werden Schilder im Außenbereich für alle Witterungen gefertigt. Z.B., Beschreibungen von historischen Bauten, Hinweisschilder auf Wanderwegen u.v.m..

Die beschriebene Sonnenuhr ist für ein WOZ-Zifferblatt berechnet, weil ich gerne die wahre Ortszeit ablesen möchte und lieber den Tabellenwert dazu addiere, denn die Zgl. muss ohnehin berücksichtigt werden.
Es verblüfft zumeist Nicht-Gnomoniker, wenn man ihnen genau sagt, was ihre Armbanduhr dann anzeigt.
Ich gestehe, dass ich ursprünglich mit einem ortszeitkorrigierten Zifferblatt (MEZ/MESZ) begonnen hatte.

In der Hoffnung, Ihre Fragen zufriedenstellend beantwortet zu haben, sende ich Grüße nach Nürnberg.

Klaus G. Heinecke

Sehr geehrter Herr Heinnecke,

vielen Dank für die detaillierten Erläuterungen. Ihre raffinierte Sonnenuhr gefällt mit sehr gut. Sie haben hier sicherlich ein richtiges Schmuckstück der Gnomonik konstruiert.

Viele Grüße
Bastian Güttler

grüße

Lieber Herr Heinecke,
wenn ich in Quedlinburg bemerkt hätte, dass Ihre analemm. Sonnenuhr ein paar Besonderheiten hat, hätten wir dort schon darüber diskutieren können. Bestätigen Sie mir bitte meine Deutung der oben stehende Vorstellung der Uhr und beantworten Sie mir bitte noch ein paar ins Einzelen gehende Fragen.
Die Anzeige des Azimuts gilt nur für den Zeitpunkt des Sonnenauf- bzw. des -untergangs. Man kann das Azimut für diese Momente auch jederzeit ablesen, indem man eine vom roten Punkt zum Fußpunkt des Schattenwerfers führende Linie bis zur Azimut-Skala verlängert. Diese Skala ist nichtlinear.
Die Zeit des Sonnenunter- bzw. des -aufgangs ist jederzeit ablesbar, wenn man eine vom Fußpunkt des Schattenstabs zum (anderen) roten Punkt führende Linie bis zur Stundenskala verlängert. Dazu nun meine Fragen: War der rote Punkt für die o.g. Aufgabe mehr oder weniger frei wählbar, so ist er das jetzt nicht. Wie findet man diesen Punkt? Wie lautet der Nachweis dafür, dass dieser Punkt für alle Fälle der Sonnendeklination gilt? Hat man doch wegen Verwendung der vorgegebenen Stundenskala keinen Konstruktionsspielraum, wie bei der o.g. Anzeige des Azimuts.
mit sonnigen Grüßen
Siegfried Wetzel

Lieber Herr Dr. Wetzel,

bedingt durch einen verlängerten Wochenendurlaub, bitte ich die Verspätung meiner Antwort zu entschuldigen.
Gerne beantworte ich Ihre Fragen.
Die beiden Markierungspunkte SA/SU sind nicht frei gewählt, sondern wurden berechnet.
Ursprünglich hatte ich an eine grafische Lösung gedacht.
Meine errechneten Auf- und Untergangszeiten, sowie die Azimutwerte waren nicht konform mit dem grafischen Ergebnis.
So erfolgte die Berechnung nach dem Kanadier Roger Bailey; eine Ausarbeitung -Teil 1 u. Teil 2- von Herrn Dr. Sonderegger im Rundschreiben 27/28-2004.
Mit diesem Ergebnis gab es eine Übereinstimmung.
Für den Abstand von der N/S-Achse bis zum Mittelpunkt der Markierung auf der großen Halbachse, wurde für mittlere Breiten eine Dekl. Anfang des letzten Drittel Mai gewählt. (nach R. Bailey/Dr. Sonderegger)
Der Peilfehler im Azimutwinkel wird mit zunehmender geogr. Breite größer. In mittleren Breiten um 48°-50° ca. 1-1,5°.
Der max. Peilfehler für eine derartige Anwendung dürfte ausreichend sein.
Ich hoffe, die Antworten sind für Sie zufriedenstellend.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus G. Heinecke

Noch eine Anmerkung zu den Markierungspunkten nach Roger Bailey:
Genau genommen gibt es ja zu jeder Sonnendeklination enen Auf- und Untergangspunkt, der von allen anderen verschieden ist. Bailey hatte die Idee, statt der vielen Punkte einen einzigen zu wählen, bei dem der Fehler für die anderen Sonnendeklinationen des Jahres nöglichst klein bleibt.
Auf meiner Homepage www.helson.at biete ich ein Excel-Programm an, mit dem man die Fehlergrößen für die verschiedenen Sonnendeklinationen und die verschiedenen geogr. Breiten betrachten kann.
Die Fehlergroßen stimmen mit den von Herrn Heinecke angegebenen Werten überein.
Die Idee von Herrn Heinecke, zusätzlich die Azimutwinkel von Sonnenauf- und untergang anzugeben, gefällt mir übrigens sehr gut. Sie war für mich neu.
Sonnige Grüße
Helmut Sonderegger

Lieber Herr Dr. Sonderegger,

vielen Dank für den Hinweis und das Angebot des Excel-Programms auf Ihrer Homepage.
Ich freue mich auf die Tagung in Gamlitz und hoffe auf ein gesundes Wiedersehen.
Bis dahin sonnige Grüße
Klaus G. Heinecke

Liebe Sonnenuhrenfreundinnen und -freunde,

ich durfte diese Sonnenuhr auf den Tagungen des Arbeitskreises "Sonnenuhren" erleben und mit dem Konstrukteur über sein Werk sprechen. Meiner Meinung nach hat dieses professionell konstruierte Modell das Thema "Analemmatische Sonnenuhr" wieder eindrucksvoll in die Diskussion gebracht; ich plane nun ein Sonnenuhrenprojet mit diesem Sonnenuhrentyp

Sehr gute Arbeit

In meiner Arbeit

http://www.swetzel.ch/sonnenuhren/anapunkt/anapunkt.html

habe ich gezeigt, dass man sehr schnell eine Anwort darauf finden kann, dass der von Bailey eingeführte Sonnen-Aufgangs-/-Untergangspunkt nicht für alle Sonnendeklinationen exakt gilt.

Die Frage, in wie weit ein solcher "mittlerer" Punkt in guter Näherung unabhängig von der Sonnendeklination funktioniert, stellt sich erst danach (meine Antwort: ausreichend gut für alle Breiten bis etwa 55°).

mit sonnigen Grüßen
S.Wetzel

Nachtrag:
Die Bemerkungen stehen unter
2.1 - schneller Nachweis dafür, dass Sonnen-Aufgangs-/-Untergangspunkt nicht für alle Sonnendeklinationen exakt gilt,
2.2 - “mittlerer” Punkt ist eine ausreichend gute Näherung.
S.Wetzel

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