S. Wetzel am 14. November 2016

Kurzfassung von „Reflex-Sonnenuhren“, http://www.swetzel.ch/sonnenuhren/refsu/refsu.html

Unter Reflex-Sonnenuhren verstand man früher offensichtlich ausschließlich Exemplare mit einem horizontalen kleinen Spiegel als Nodus. Dieser auf die Fensterbank eines nach Süden gerichteten Fensters gelegte Spiegel bildete den Sonnenstand an der Decke (oder zusätzlich an der dem Fenster gegenüber liegenden Wand) ab. Diese von Rohr |1| als Spielerei bezeichnete Beschäftigung gibt es heute noch (s. Abb.).

Reflex-Sonnenuhr

Reflex-Sonnenuhr in einem Wohnzimmer, Holzplastik (mit spiegelndem Fingerring-Stein, s. Beibild) anstatt Fensterbank, DGC 11682

Bei Carlo Heller wurde aus anfänglichem Spiel Ernst, nämlich die Konstruktion der HELIOS Subsolaris. Er erzählt, dass er als Jugendlicher eine Fensterbank-Sonnenuhr anfertigte (inklusive der Stundenlinien an einer Zimmerdecke), aus der die anschließend lange gehegte Idee für die minutengenaue Subsolaris entstand |2|.

Bei einer Reihe anderer Reflex-Sonnenuhren liegt der Spiegel nicht horizontal (annähernd horizontal bei der HELIOS-Subsolaris), sondern beliebig. Alternative Vorzugslage ist allerdings die vertikale, oder die annähernd vertikale Lage.

Es gibt z.B. Reflex-Sonnenuhren an Nordwänden, die nur im Sommer und nur in den frühen Morgen- und späten Abendstunden direkt besonnt sind. Der Nodus solcher Uhren spiegelt das über die Oberkante (Dachkante) eines Gebäudes während der übrigen (längeren) Tageszeit scheinende Sonnenlicht auf das auf der Nordwand angebrachte Zifferblatt. Die Spiegelebene muss nicht genau senkrecht sein (entspricht dann einer Sonnenuhr auf geneigter Südwand). Die Wandebene braucht wie bei entsprechenden Südwand-Uhren auch nicht genau nach Norden gerichtet zu sein.

Eine weniger häufige Besonderheit sind kombinierte Sonnenuhren, die während einer Tageshälfte als schattenwerfende, die andere als Reflex-Sonnenuhr funktionieren. Auf dem Zifferblatt liegen die Vormittags- und die Nachmittags-Stundenlinien (WOZ) aufeinander. Voraussetzung dafür ist, dass die spiegelnde Fläche des Nodus in der (senkrechten) Meridianebene liegt. Sie befinden sich auf Ost- oder Westwänden, wobei das an deren Südkante vorbeischeinende Sonnenlicht in der einen Tageshälfte gespiegelt wird. Auch hierbei ist die genaue Ost- bzw.-Richtung der Wand nicht erforderlich.
Das Reflex-Prinzip ist nicht auf (annähernd) punktförmige Spiegel beschränkt. Es gibt auch streifenförmige Spiegel analog zum stabförmigen Schattenwerfer.

Anmerkungen:

|1| Renè R. J. Rohr: „Reflexsonnenuhren“, Schriften der Freunde alter Uhren, Jahrbuch 1990

|2| Carlo Heller: „Spiegel auf der Fensterbank“, https://www.helios-sonnenuhren.de/de/carlo-heller

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